Wie es zu diesem Buch kam

Auszug aus der Einleitung

Seit vielen Jahren ist Georg Karlstetter im Namen des Brunnen Verlags Basel und Gießen unterwegs und präsentiert die Neuheiten unseres Sortiments. Eines Tages erzählte mir Georg, dass seine Frau Elizabeta nicht nur Künstlerin sei, sondern darüber hinaus eine weitere Ausstellung über von Venedig inspirierte Themen plane: Fragilität, Verletzlichkeit, Vergänglichkeit, Loslassen, Sterben, Leben in Fülle ... Und diese Ausstellung finde nun an einem ganz speziellen Ort statt – nämlich in Venedig selbst!

Kunstobjekt

Was für ein Aufwand wurde da betrieben, wieviel Liebe wurde da investiert! Und weil ich das spürte, entschlossen sich meine Frau und ich, den Faden aufzugreifen und ebenfalls ein Ticket nach Venedig zu lösen.

Dort trafen wir nicht nur eine bis in die letzten Fasern engagierte Künstlerin voller Sensibilität, Freude und Emotionen, sondern auch Georg, ihren Gatten, der mit seiner Kamera alles auslotete, was Venedig herzeigen kann und will. Ständig war er auf Fotopirsch, tauchte ein in alles, was ihn umgab und seine Sinne berührte. Aber ihn interessierten weniger die ganz bekannten Sehenswürdigkeiten, nein, er konzentrierte sich vielmehr auf die Details am Rande, aufs Unscheinbare, Unspektakuläre. Und auf das, was in keinem Reiseführer besonders erwähnt oder beworben wird. Und damit hatte er mich nun ganz gewonnen.

Kunstobjekt

Natürlich baten wir Georg, uns mehr von seinen Fotografien zu zeigen. Und wir baten Elizabeta, uns ihre Kunst noch mehr aufzuschließen. Und da zeigte sich, dass wir uns getäuscht hatten: Elizabeta näherte sich dieser Stadt nicht ausschließlich mit Bildern und Kunstobjekten, sondern vor allem auch mit Worten. Viele Künstler sind entweder hervorragende Maler oder subtile Texter, sie beherrschen das eine oder das andere. Bei Elizabeta kam nun beides zusammen: die dreidimensionale, mit den Händen und Pinseln geschaffene Kunst – und die Kunst der feinen Feder, des Schreibens.

Sie fasste manches in Worte, was wir bis jetzt noch gar nie in Worte gepackt hatten, sondern lediglich als «erhebendes Gefühl» in uns mittrugen. Dabei wandte sie verschiedene Techniken an: mal verknappte und verdichtete sie alles in subtile Lyrik, in die Poesie der wenigen Worte – mal weitete sie die Themen aus in großzügiger, überbordender Prosa. Mal erklärt sie ihren Lesern alles, was sie wahrnimmt, sieht, fühlt, hört, spürt, verarbeitet – und mal lässt sie den Lesern allen Freiraum der Welt, um selber zu interpretieren und scheinbare «Lücken» und offene Passagen im Gedankengang mit eigenen Erfahrungen, Erlebnissen und Bildern zu füllen.

Quai in Venedig

Als wir die Texte gelesen, die Kunstausstellung dreimal durchforstet und Georgs Fotografien genossen hatten, war der Weg zur Buch-Idee nicht mehr weit. Die beiden haben sich auf diese Bitte und Herausforderung eingelassen, haben ihre Herzen, Schatztruhen und Tagebücher geöffnet und einiges für die erste große Zusammenstellung freigegeben. Dieses Buch ist das Resultat davon.

Der Aufbau der 168 Buchseiten ist im Übrigen schnell zu erfassen: Der Untertitel «Beseelte Gedanken­spaziergänge durch die Serenissima» sagt ja schon, dass die Gedanken auf Wanderschaft gehen. Sie starten im Großen (das ist in Venedig der Canal Grande; im übertragenen Sinne die Liebe), durchschreiten dann viele kleinere, verträumte Seitenkanäle mit ihren diversen Unterthemen und kommen am Ende wieder zum Canal Grande zurück; und damit zu den alles überragenden Inhalten bezüglich der Essenz allen Lebens.

Christian Meyer, Herausgeber